Der Rückflug–auf nach Caracas, Frankfurt, Hannover
10 03 2012Der Rückflug gestaltete sich ja schon seit Monaten als eine ganz besondere Herausforderung.
Warum:
Ich hatte zu Beginn meiner Reise von anderen Backpackern erfahren, daß das Umsteigen in Caracas nicht so einfach sein soll.
In Venezuela sollen die Sicherheitschecks besonders aufwendig sein, sodass man es nicht schafft in drei Stunden umzusteigen. Außerdem kann es vorkommen, dass man sein Gepäck entgegen nehmen und neu abgeben soll.
Nach diesen Infos habe ich mir gedacht, mach ich mich mal schlau. Hätte ich dies mal nicht gemacht. Nur Horrornachrichten gefunden.
Also beschloss ich das Reisebüro meines Vertrauens Explorer-Reisen in Hannover zu kontakten und einen anderen Rückflug zu buchen. Nach diversen Emailverkehr, teilweise sehr unverschämt, blieb mir nichts anderes übrig als die Situation zu akzeptieren, die Herausforderung anzunehmen und den Rückflug mit Hilfe meiner Schwester vorzuziehen.
Anbei sei erwähnt, ich werde nie mehr bei Explorer-Reisen irgendetwas buchen.
In Quito angekommen erreichten mich die nächsten aufbauenden Infos bezüglich meines Rückfluges.
“Santa Barbara Airline – warum fliegst du denn mit denen?”
“ Das wird nichts!”
“ Na dann – ich drück dir die Daumen, dass du dein Gepäck jemals wieder siehst.”
“ Oh je, Santa Barbara sind die schlimmsten”.
So waren die Kommentare der Hostelbesitzer und noch schlimmer. Also bin ich zum Flugbestätigen persönlich zum Lufthansabüro gegangen.
Lufthansa deswegen, da ich Lufthansatickets hatte und der Flug mit Santa Barbara nur der Zubringerflieger nach Caracas ist.
Der freundliche Mitarbeiter von Lufthansa bestätigte mir die Flüge und meine Bedenken mit dem Kommentar :” Warum fliegen sie über Caracas und nicht über Bogota. Das ist doch viel sicherer.” Und wieder ging ein kleiner gedanklicher Fluch Richtung Explorer-Reisen Hannover. Auf meine Fragen des Gepäckdurchcheckens kam die zuversichtliche Antwort:” Ich glaube es, bin mir aber nicht sicher.” Das gleiche galt für die Boardingkarten.
Hmmm, also war ich genau so schlau wie vorher und ließ die Angelegenheit auf mich zukommen.
Freitag 9.3.
Flughafen Quito
ca. 2:30 Uhr
Ich stehe vor einer Glastür mir 100 anderen Passagieren und warte auf den ersten Sicherheitscheck des Rückfluges
ca. 3:15 Uhr
Der Mitarbeiter von Santa Barbara checkt mein Gepäck nur bis Caracas ein. Ich schlauer Fuchs falle darauf nicht rein und erkläre ihm, dass er es bis nach Hannover durchzuchecken hat. Er meint das ginge nicht und ich antworte: “Senor es possible, Habla ingles?” Und er sagte ja und hatte damit verloren. Lange Rede kurzer Sinn. Nach ein paar prägnanten Sätzen mit den Wörtern “Lufthansa”,“ “kann ich bitte ihren Namen haben”, “Bestätigen Sie mir bitte hier und jetzt schriftlich das Sie das Gepäck nicht durchchecken können”, usw. bekam ich meinen Gepäckzettel und mein Rucksack war durchgecheckt bis nach Hannover. Naja die Boardingkarte ließ sich allerdings wirklich nicht ausdrucken. Ich liebe die südamerikanische Bürokratie.
ca. 4:00 Uhr
zweiter Sicherheitscheck und Ausreisestempel bekommen
ca. 4:45 Uhr
Oh nein, der einzige Raucherraum auf dem Flughafen macht erst um 5:00 Uhr auf, obwohl dort schon Betrieb in dem Lokal ist. Auch die Dutyfreehops haben noch geschlossen.
ca. 5:30 Uhr
Nach einer Zigarette geht´s in den Flieger. Das Rückenteil des Sitzes lässt sich nicht feststellen und schlackert wie die Armlehne rum. Ich denk mir “Toller Flieger, naja ist ja nicht lang.”
ca. 6:15 Uhr
Der letzte Sonnenaufgang in Südamerika im Rahmen meiner Traumreise:
Abflug Richtung Guayaquill. Flugdauer 30 Minuten, da steht noch nicht mal das Kabinenpersonal auf. Oh je, weite Teile der Küstenlandschaft Ecuadors sind überschwemmt.
ca. 8:00 Uhr
nach einer Stunde in Guyaquill ist der Flieger voll getankt und mit Passagieren aufgefüllt. Alles ist im Zeitplan , los geht´s.
irgendwann zwischen 9:00 und 9:30 Uhr
eine Durchsage vom Kapitän, die man kaum versteht, da die Lautsprecherboxen sehr leise sind und der Flieger sehr laut.
Ich verstehe irgendetwas von “permission columbia, guayaquill, I´m sorry,” Ah ja, es scheint wohl Probleme zu geben, aber wenigstens habe ich schon mal ein Brötchen bekommen und einen Tee. Die Sonne kommt mit einem Mal aus der anderen Richtung. Sind wir etwa umgedreht? Überflutete Gebiete tauchen wieder auf und schwupp stehen wir wieder in Guayaquill.
Und ich werde sauer.
ca. 10:00 Uhr
ich klingel nach der Kabinenbesatzung die sich in einem netten Plausch mit dem Techniker befindet. 10 Minuten später bemerkt der Techniker mein Winken und fragt was los sei. Ich frage ob jemand von der Kabinencrew englisch spricht um mir die Lage zu erklären. Eine schwierige Frage bei Santa Barbara airline.
Nach längerem Suchen wird eine Stewardess zu mir geschickt, die im gebrochenem englisch berichtet, dass der Flieger keine Erlaubnis hatte Kolumbien zu überqueren und deswegen zurück fliegen musste. Oh, interessant. Ich dachte immer so was wird vorher geklärt. Sie sagte, wir warten jetzt auf die Genehmigung und dann können wir los. Das ganze dauert ca. eine Stunde. Ich liebe die südamerikanische Bürokratie.
ca. 11:00 Uhr
Hurra, die Genehmigung liegt vor und ich habe Durst. Nur leider gibt es keine weiteren Getränke bis Caracas.
ca. 14:30 Uhr
Landung in Caracas und für mich die Erkenntnis: Santa Barbara airline – nie wieder, die müssten verboten werden. Obwohl, es war schon ein kleines Wunder das die Maschine den Flug überstanden hat.
ca 15:00 Uhr
dritter Sicherhitscheck, diesmal ganz genau, erst röntgen, dann alles raus aus dem Handgepäck und ganz genau anschauen, mit dem Vermerk, ich hab doch noch Zeit. Hätte ich zu dem Zeitpunkt gewußt, dass Caracas ein militanter Nichtraucherflughafen ist, hätte ich darauf gepocht verhaftet zu werden um bei einem Verhör eine zu rauchen.
ca 16:00 Uhr
Nachdem wirklich jedes kleinste Teil meines Handgepäckes auf Drogen und andere illegale Dinge durchsucht wurde, erreiche ich etwas geschlaucht das Abfluggate und bekomme meine Boardingkarten und mitleidige Blicke der Lufthansangestellten, als sie erfährt dass ich mit Santa Barbara geflogen bin.
ca. 17:00 Uhr
Wahnsinn, kein Raucherraum, keine Zigaretten im Duty free, wo bin ich?
ca. 17:15 Uhr
vierter Sicherheitscheck vor dem Betreten der Maschine. Und immer noch habe ich keine illegalen Dinge in meinem Handgepäck oder am Körper
Samstag 10.3.
ca. 8:30 Uhr
ach, ein toller Flug liegt hinter mir. Lufthansa – das Fliegerparadies nach der Santa-Barbara-Hölle. Nach der ganzen Aufregung flossen bei mir erst mal die Tränen, aber die Kabinencrew war super nett und fürsorglich. Ein Dankeschreiben an die Lufthansa ist schon per Email versandt worden.
ca. 9:30 Uhr
fünfter Sicherheitscheck des Rückfluges. Erst mal eine Paskontrolle an der Flugzeugtür.
sechster Sicherheitscheck. Diesmal beim Betreten des Flughafens Abschnitt A eine erneute Paskontrolle
siebter Sicherheitscheck mal wieder eine Gepäckkontrolle, diesmal sogar mit Schuhe ausziehen und Stinkesocken hinhalten. (die arme Sicherheitsangestellte).
10:00 – 12:00 Uhr nette Schnacks mit anderen Leidensgenossen in den Raucherzwingern
ca 12:30 Uhr
der 5. Start meines Rückfluges und ich verschlafe ihn, genauso wie die Landung in Hannover 30 Minuten später.
ca. 14:15 Uhr
ich werde abgeholt
Ein kleines Schild mit meinem Namen und viele meiner Lieben stehen da
Bine, Almut und Muttern haben den Neujahrssekt mitgebracht,
gleich mal schnell ne Dose geleert
Steffi hat eine Schokotorte gebacken – was kann es Schöneres geben ????
Lene strahlt mich an, Charlotte will mich gar nicht mehr loslassen, Finn und Andreas freuen sich – ach wie haben mir alle gefehlt.
Carsten und Alex haben Blumen mit, Ingo sein Abholschild, Jette weint vor Freude und Pauline denkt sich ihren Teil. Mattias bleibt cool wie immer und Ulli kümmert sich um mein Gepäck, welches übrigens ohne weitere Sicherheitschecks komplett in Hannover angekommen ist.
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Nach 2h Wiedersehensfeier am Flughafen sind die Proseccodosen geleert, mir ist etwas schwindelig und schnell geht´s zum Umziehen in meine Wohnung. Rucksack auspacken – Rucksack einpacken und weiter geht meine Traumreise.
In den nächsten Wochen werde ich meine Familie und Freunde in der näheren Umgebung besuchen, Gesundheitschecks durchführen lassen und zum Zahnarzt gehen um meine in Buenos Aires begonnene Wurzelbehandlung zu beenden.
Ich danke dem super Empfangskomitee für Sekt, Torte und alle Umarmungen. Es war einfach unbeschreiblich
Ich werde euch berichten, wann ich dann wieder in das normale Durchschnittleben der Deutschen einsteige.
Bis denne
Franzi
Liebe Franzi, ja, deine tolle Reise ist nun wie du so schön schreibst in die Kategorie „ausgeträumt“ gerutscht aber ja auch für gut empfunden und für immer im Herzen 🙂 Neue Träume sind sicherlich schon im Anmarsch…Ich sage einfach nochmal DANKESCHÖN für deinen zauberhaften blog und vielleicht kannst du nochmal nen tip abgeben, wie so ein braver Blogleser nun mit den Entzugserscheinungen umzugehen hat? Zum Glück haben wir hier dich ja schonmal wieder in unserer Nähe… Komm weiterhin gut an, denn das braucht ja bekanntlich etwas Zeit. LG bis die Tage